Andacht von Pastorin Bartke aus aktuellem Anlass ( 23.03.20)

24. March 2020

Herr, du bist’s allein, du hast gemacht den Himmel und aller Himmel Himmel mit ihrem ganzen Heer, die Erde und alles, was darauf ist, die Meere und alles, was darinnen ist ( Neh 9,6)

Die Tageslosung vom Montag dieser Woche erinnert an Hiob, der unverschuldet erkrankt. Nachdem ihm seine ganze Existenz genommen ist, fängt er an, mit Gott zu hadern. Er will verstehen, warum ihm dieses Leid zugemutet wird. Nach langer Klage und vielen Vorwürfen bricht Gott sein Schweigen mit einer Fülle von Gegenfragen: „Wo warst du, als ich die Erde gründete? Wer da meint, alles besser zu wissen, sollte der mit dem Allmächtigen rechten?

Willst du mich schuldig sprechen?“(Hi 38ff)

Als Hiob wieder zu Wort kommt, antwortet er: „Ich erkenne, dass du alles vermagst, und nichts, was du dir vorgenommen hast, ist dir zu schwer. Darum habe ich ohne Einsicht geredet, was mir zu hoch ist.“(Hi 42,1-3)

Auch wir befinden uns in unverschuldet großer Not. Viele sind oder werden krank, andere verlieren ihre materielle Grundlage. Alle haben Angst.

Wenn aber auch wir merken, dass Gottes Gedanken nicht unsere Gedanken sind, und dass auch wir kein Recht haben mit ihm zu rechten, in welche Richtung sollen wir dann unsere Gedanken lenken?

Ein Weg, der unsere Angst ernstnimmt und doch auf heilsame Weise kanalisiert, ist das Gebet eines Psalmbeters: „Höre, Gott, mein Schreien und merke auf mein Gebet! Vom Ende der Erde rufe ich zu dir, denn mein Herz ist in Angst; du wollest mich führen auf einen hohen Felsen. Denn du bist meine Zuversicht, ein starker Turm vor meinen Feinden. Lass mich wohnen in deinem Zelte ewiglich und Zuflucht haben unter deinen Fittichen. Denn du, Gott, hörst meine Gelübde und gibst mir teil am Erbe derer, die deinen Namen fürchten.“(Ps 61,1-6)

Dieser Beter schreit seine Angst heraus aus einer Situation, der er nicht aus eigener Kraft entrinnen kann, genau wie wir.

Dabei lässt er das Urbild von Gott als Turm vor seinem geistigen Auge entstehen.

Martin Luther klammert sich in seinem bekannten Lied an die Vorstellung von Gott als fester Burg, und auch er anerkennt in aller Demut: „Mit unserer Macht ist nichts getan, wir sind gar bald verloren, es streit für uns der rechte Mann, den Gott selbst hat erkoren. Fragst

du wer der ist, der heißt Jesus Christ, der Herr Zebaoth, und ist kein anderer Gott. Das Feld muss er behalten.“(EG 362)

Nicht jeder von uns kann momentan so zuversichtlich sein. Andere aber haben die Kraft, sich einzuschwingen in die Bewegung des Psalmbeters. Angefangen vom Kampf mit der Angst am Rand unserer bedrohten Existenz, bis hin zum Vertrauen in den Gott, der die Garantie für ein gutes Ende in Jesus Christus ganz alleine übernommen hat.

Beides ist unsere Aufgabe: Beten und das Gerechte tun, so der Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer. Kampf und Kontemplation, so der ermordete Leiter der Kommunität von Taizé Roger Schutz. Mystik und Widerstand, so die Theologin Dorothee Sölle.

Manch einer kämpft für uns durch seinen Dienst in systemrelevanten Berufen.

Manch einer muss zu Hause bleiben und hat mehr Zeit, sich auf das Gebet zu konzentrieren und Gott in den Ohren zu liegen mit der Bitte : „Soll’s uns hart ergehen, lass uns feste steh’n“: auch die, die aus Sorge wie gelähmt sind. Legen wir Bekannte und Unbekannte, Verzweifelte und Hoffnungsfrohe unserem Gott an’s Herz, damit wir alle in diesen angespannten Wochen, immer wieder Entspannung und Ruhe unter seinen Fittichen erfahren.

Dieses Gebet möge helfen:

Was immer auch geschieht, geht nicht an Gott vorbei. So berg ich mich in ihm, von Zwang und Ängsten frei. Was immer auch geschieht, es steht in Gottes Rat.

Kein Unglück, keine Not, trennt mich von seiner Gnad. Amen

Gottes Segen werde uns zum Haus, das uns birgt.

Gottes Segen werde uns zum Weg, der zum anderen Ufer führt. Gottes Segen werde uns zum Licht, das unsere Dunkelheit erhellt. So segne uns Gott.

(Claus Marcus)


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